Wohnregal

Greentocracy

Bearbeiter*innen:

Alisa Giesler, Benedikt Kurz, Grietje van Bentum

Reflexion:

Ist ein funktionales Gebäude entstanden?

+ Produktive Architektur (Energie- und Lebensmittelerzeugung)

+ Gebäude kann baulich flexibel an Bedürfnisse des Jahres 2050 angepasst werden (architektonisch, urban, gesellschaftspolitisch)

– Beengte Wohn- und Gemeinschaftsflächen resultieren aus den städtebaulichen Vorgaben

– kaum individueller Rückzugsraum

Welche Qualitäten zeichnet es aus?

+ Wetterresilienz ist gestiegen

+ Verbesserung des Mikroklimas

+ weitgehend autarke Lebensmittelproduktion

+ Wohnflächenreduktion pro Kopf (Gemeinschaftliche Nutzungen)

+ Gebäude ermöglicht den Selbstausbau (DEY-Kultur)

+ Flexible Geschossnutzung, ermöglicht die Kombination verschiedener Wohnformen (Gesellschaftsschichten)

Welche Schwächen könnte es haben?

– Bewohnerdichte führt zu kritischer Enge

– Schere zwischen Arm und Reich wird größer und sichtbarer

– Gefahr durch Überhitzung des Gebäudes weiterhin gegeben

– Zu hohe Regulation im Konsumverhalten (soziale Kontrolle, staatliche Vorgaben)

Welche ursprünglichen Qualitäten der Case-Study konnten der Veränderung standhalten? Welche nicht? Und warum?

+ Tragkonstruktion ermöglicht flexible Grundrissanpassung

+ Rohe Ausbaustufe erleichtert Instandhaltung und Umbau

+ Abstandsfläche ermöglicht Schaffung von Grün- und Retentionsraum

+ Ersatz von defekten Fassadenelementen leicht möglich

– Glasfassade eigentlich thermisch nicht mehr tragbar, aber aus Ressourcenschutzgründen erhalten

Hat sich die Case-Study als offenes, anpassungsfähiges, resilientes System erwiesen oder ist das Gegenteil der Fall?

Das Wohnregal konnte durch kleinere, punktuelle Anpassungen in der Bauweise und dem Nutzungskonzept gut auf die Veränderungen und Rahmenbedingungen im Jahr 2050 des Greentocracy-Szenarios reagieren. Die ursprüngliche Entwurfsidee der Architekten Frohn und Rojas, ein Gebäude im modularen System mit einfachen Bauteilen aus der industriellen Vorfertigung zu entwickeln, spiegelt bereits den anpassungsfähigen Charakter des Hauses wieder. Durch den „rohen“ und offenen Ausbaustandart und die klare Trennung von Baumaterialien, können einzelne Bauteile wie die Fassadenelemente, Innenwände oder gebäudetechnische Elemente (Sanitäranlagen, Elektrik) leicht ausgebaut, angepasst und ersetzt werden.

Die Tragkonstruktion, als Grundgerüst des Hauses, ermöglicht diverse Anpassungen. Die unter dem Szenario entstandene Aufstockung des Hauses kann dabei kritisch hinterfragt werden, da die Lastreserven in der Konstruktion nicht ausreichend sein könnten, um eine zweigeschossige Aufstockung vorzunehmen. Ebenso sorgt die Aufstockung für eine größere Verschattung der Straßenräume, die sich einerseits positiv auf die Kühlung der Stadt auswirken kann, andererseits sorgt es für eine deutlich schlechtere Belichtung der unteren Geschosse. 

Der Bevölkerungsanstieg führt zu einer starken Nachverdichtung im urbanen Raum. Dieses spiegelt sich ebenso in der Bewohnerdichte des Wohnregals wieder. Der durchschnittliche Wohnflächenverbrauch wird unter 10 Quadratmetern pro Kopf gesenkt (ca. 90 Bewohner im Wohnregal), dies führt dazu, dass deutlich mehr Menschen auf engem Raum leben, und sich nicht mehr jeder den Luxus der „Fläche“ leisten kann.

Die Integration von verschiedenen Bevölkerungsschichten (extreme minimalists/ DEY-minimalists/ 1-Kind Familien, Wohlhabende) in einem Haus auf engstem Raum, kann kritisch hinterfragt werden, da dies zwar einerseits die soziale Durchmischung fördert, andererseits das gesellschaftliche Konfliktpotential deutlich steigert, da die Ungleichheit in der verfügbaren Fläche deutlich sichtbar wird.

Trotz zu erwartender Steigerung sozialer Spannungen durch die hohe Bevölkerungsdichte bekommt die Natur im Gegenzug einen stärkeren Einzug in das alltägliche Leben der Menschen. Durch eine strenge und kontrollierende „Öko-Politik“ werden die Menschen zur Nachhaltigkeit angehalten und das Wohl des Planeten stellt den wichtigsten Handlungsschwerpunkt dar. Flächen, die nicht bereits versiegelt sind, dürfen nicht mehr neu bebaut werden. Dies spiegelt sich ebenso beim Wohnregal wieder. Durch das Freihalten des Innenhofs als Grünfläche wird die Biodiversität auch im städtischen Raum weiterhin gefördert (Schwammstadt-Prinzip).

Unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit stellt sich einerseits die Frage, wer Bauakteur für größere Umbaumaßnahmen sein kann und wie sich der Einfluss der DEY-Kultur im Bausektor des Jahres 2050 bemerkbar machen wird. Interesse am Selbstausbau steht in einem gewissen Wiederspruch zu tendenziell kurzfristig genutzten Mieteigentum Dritter einerseits und der Reduktion des individuellen Besitzers andererseits.

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