Post Anthropocene

Bearbeiter*innen:

Luisa Birnbaum, Mara Oppermann, Clemenes Trautwein

Reflexion:

Die Rahmenbedingungen des „Post Anthropocene 2050“ erlauben strukturelle und bauliche Veränderungen in einer mit der Natur im Gleichgewicht lebenden Gesellschaft, deren symbiotische Existenz mit der Natur zu mehr Biodiversität und einer Stabilisierung des Weltklimas geführt hat. Unser Entwurfsziel ist, den Bestand zu erhalten, das Areal nachzuverdichten und gleichzeitig Naturraum und Artenvielfalt zu maximieren. Die Haltung der UFA hat sich in den vergangenen 30 Jahren gewandelt. Zunehmend legte sich ein grüner Teppich über Berlin und nahm der UFA ihr bisheriges Alleinstellungsmerkmal. Dies weckte den Selbsterhaltungstrieb der Organisation, so dass der frühere Idealismus einer radikalen Subsistenz wich.

Städtebaulich bleibt die UFA ein in sich geschlossenes Areal: Menschen, die dort arbeiten und leben. gehören zur UFA-Gemeinschaft und teilen die gleichen Werte und Visionen. Beinahe alle Bestandsgebäude bleiben erhalten, lediglich einige nicht funktionale oder baulich marode Baustrukturen weichen Neubauten. Der bereits heute großzügig angelegte Natur- und Grünraum wird maximiert: Die Bodenfläche ist zu 90% entsiegelt, alle Dach- und Fassadenflächen verfügen über Begrünungs- und Versickerungssysteme und das Ufer des Kanals ist renaturiert.

Auf programmatischer Ebene ist die Exklusivität des Areals einer großflächigen Umnutzung/Nachverdichtung zu Wohnraumfläche gewichen. Im Sinne der Gesinnung der neuen UFA-Generation sind kulturelle Nutzungen weitestgehend mit Labor-, Forschungs- und Serverflächen überlagert. Somit entspricht die Nutzung den kapitalistischen Bestrebungen des Szenarios und behält dennoch Flächen für Gemeinschaftsaktivitäten und Bildung bei, um gemeinsamen Austausch und lebenslanges lernen zu fördern.

Die UFA ist Teil der Stadt Berlin und fügt sich in das „Post Anthropocene“ ein. Als solcher ist sie a das städtische Versorgungsnetz angeschlossen. Im Gedanken der „radikalen Subsistenz“ versucht die Gemeinschaft trotzdem, alle mögliche Energie selbst zu produzieren (Zisterne, Kläranlage, Abwärme, solare Gewinne, …). Diese Stoffflüsse werden dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft gerecht. Alle Ressourcen werden bedarfsorientiert, effizient und funktional ausgenutzt.

Die Bestandsgebäude werden mittels energetischer Sanierungsarbeiten in eine zeitgerechte Nutzung überführt. Alle Neubauten sind in Skelettbauweise errichtet, um flexible Grundrisse oder Gebäudeerweiterungen je nach Nutzung und Bedarfen zu ermöglichen.

Im Sinne des Szenarios werden hierfür nur recycelte und recycelbare, ökologische Bauteile und -stoffe verwendet, die Teil eines digitalen Bauteilkataloges sind. Somit finden die Gedanken von Zero-Waste und Subsistenz erneut Ausdruck. Durch das System ist zudem ständige Forschung im Sinne der Umwelt ein Muss: Es entstehen klimaneutrale, vielversprechende und zukunftsfähige neue Agrar- und Gebäudetechnologien.

Die architektonische Haltung des „Post Anthropocene“ bewerten wir in Teilen als nachvollziehbar, zukunftsfähig und sogar erstrebenswert: besonders die ökologischen und klimaneutralen Aspekte der Kreislaufwirtschaft sehen wir sehr positiv. Durch das System werden Menschen angeleitet, die Bauwende umzusetzen. Daraus entstehen auch neue, nicht rein kapitalistische Möglichkeiten für die Architektur. Die Aspekte des „Digital Monitoring“ und der „Smart Buidings“ bewerten wir hingegen kritisch: Kontrolle und Bedarfe erzwingen eine Funktionalität, die dem Entwurf Individualität und Spontaneität raubt.

Der Stegreif zeigt, dass das UFA-Areal dem Szenario gerecht werden kann. Die Möglichkeit, die Gebäude umzubauen, zu erweitern und umzunutzen, zeigt deren Zukunftsfähigkeit und Resilienz. Das Areal nachzuverdichten und gleichzeitig klimaneutral weiterzudenken, erfüllt die gesellschaftlichen und ökologischen Anforderungen des Szenarios. Hierfür muss die UFA als Gemeinschaft sich durch einen Generationenwechseln grundlegend wandeln, alte Überzeugungen verwerfen und ihre Gesinnung mit neuen Notwendigkeiten in Einklang bringen.

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