Post Anthropocene

Bearbeiter*innen:

Yannick Schulze, Kai Klingenstein, Charlotte Mahrenholtz

Reflexion:

Der Entwurf beschäftigt sich maßgeblich mit den ökologischen, aber auch sozialen Potentialen der

Kumi13 sowie dessen Umgebung. Diese macht er sich zu eigen, indem er drei Ebenen betrachtet. 

Die Ökologie, das Energiekonzept und die soziale Struktur. Wesentlich ist dabei vor allem der kollektive Gedanke und damit die Grundzüge des solidarischen Hausprojektes in der Kurmärkischen Straße 13 aufzunehmen und weiterzuführen. So entwickelt sich der gemeinschaftliche Grundgedanke des Gebäudes zu einem gemeinschaftlichen Quartier, dem Kumiland. Denn die notwendige Rücksichtnahme auf die planetaren Grenzen geht zwingend einher mit einer sozialpolitischen Nachhaltigkeit. 

Der Ansatz des Kumilandes verfolgt mit seiner lokalen Ausrichtung und damit Unabhängigkeit sowie dem internen Zusammenhalt die Strategie der Resilienz. Das Teilen von Einheiten, Gegenständen und ein niedriger Flächenverbrauch pro Kopf sorgen für einen bewussteren Konsum. Durch die Lokalität und den persönlichen Bezug wird außerdem ein starkes Bewusstsein für das Materielle und einen sorgsamen Umgang damit geschaffen. Darüber hinaus ermöglicht der solidarische Zusammenhalt einen engen Wissensaustausch auf persönlicher Basis. Damit das Stadtgefüge funktioniert, werden die Wochenstunden in berufliche Beiträge und gemeinwohlorientierte Beiträge unterteilt.

Eine notwendige Rückbesinnung auf die Natur und eine ökologische Widerstandsfähigkeit wird durch die

Renaturierung von versiegelten Flächen erreicht. Die nun begrünte Umgebung mit seinem herangewachsenen Baumbestand sorgt für einen kühlenden Effekt in der Nachbarschaft. So kann die klassizistische Fassade der Kumi13 erhalten und unberührt von den Maßnahmen bleiben. Lediglich zusätzliche Solar-Jalousien werden benötigt, um einen dauerhaften sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten. Das Entsiegeln von Straßenflächen stellt eine Chance dar, Natur in Form von Mischkulturen in die Stadt zurückzuholen und gleichzeitig den Flächenbedarf des öffentlichen Verkehrs

zu optimieren. 

Die Zuteilung einer spezifischen Verantwortung und räumlichen Nutzung für jedes Gebäude ist abstrakt und nur unter der Bedingung der Steuerung durch eine künstliche Intelligenz vorstellbar. Die Bedarfe der verschiedenen Nutzungen beziehungsweise Spezial-Kumi‘s würden durch die künstliche Intelligenz vorgegeben und anhand von Resultaten der KI durch eine sensible Datenverarbeitung der Bewohnerschaft generiert werden. 

Der soziale Gedanke der Kumi13 ist bereits in heutiger Zeit sehr fortschrittlich, aber erfordert viel soziales Engagement. Was die bauliche Gestalt betrifft, sind verdichtende Umbaumaßnahmen möglich, wenn auch vergleichsweise unter erschwerten Bedingungen. Die Großzügigkeit des Altbaus mit seinen hohen Räumen muss unter der Annahme einer stetig wachsenden Bevölkerung räumliche Qualitäten teilweise aufgeben, um zukunftsgerecht agieren zu können. 

Während die architektonischen und technischen Eingriffe in der Kumi13 durchaus denkbar sind, stellt das Gesamtkonzept des Kumilandes eine Utopie dar. Das Prinzip der Entkopplung von größeren Systemen und der Fokus auf einen lokaleren Zusammenschluss, welcher eine Autarkie der Nachbarschaft ermöglicht, besitzt durchaus seine Berechtigung. Allerdings erscheint die Vorstellung der Spezial-Kumi’s als eine unnatürlich gewachsene Struktur. Diese eher extreme Vision ist in der Umsetzung in Zusammenarbeit mit einer künstlichen Intelligenz vielleicht denkbarer, unterbindet womöglich aber kreative Initiativen und damit den Raum für die Selbstaneignung von Stadt.

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