Diesterweg Gymnasium

Greentocracy

Bearbeiter*innen:

Matti Hänsch, Marc Sebastian Stellmach, Judtih Larsen

Reflexion:

Der Entwurf reduziert den privaten sowie den gemeinschaftlich genutzten Raum auf ein absolutes Minimum und rationalisiert somit die unmittelbare Lebensumgebung der Nutzer durch hohe Dichte – analog zur sukzessiven Nachverdichtung Berlins. Gleichzeitig schafft die das Leben einhüllende bauliche Masse einen großen Freiraum, der nicht weiter aufgefüllt werden kann. Da innerstädtische Grünflächen, obwohl sie für das Stadtklima und den Menschen eine wertvolle Ressource darstellen, rar geworden sind, stellt dieser Freiraum einen unveränderlichen Gegenpol zur durchgetakteten Wohnmaschine und zur städtischen Umgebung dar.

In der Aufwand-Nutzen Bilanz hat der Entwurf es sicher nicht einfach. Die fast komplette Dekonstruktion des Gebäudes ist ein arbeits- und somit energieintensives Unterfangen, das durch

eine Aufstockung vermieden werden könnte. Diese jedoch würde den Fortbestand und die Ertüchtigung eines seit Jahrzenten technisch defizitären Gebäudes bedeuten, das darüber hinaus aufgrund seiner enormen Tiefe nur unzureichend für hoch verdichteten Wohnraum nutzbar ist. Bei der Umstrukturierung der vorhandenen Materialien können diese deutlich zweckdienlicher eingesetzt, und die Menge primärproduzierter Baustoffe verringert sowie deren Transport vermieden werden. Gebäudeelemente wie das Tragwerk und die modularen Geschossdeckenplatten stehen ohnehin nicht unter so starkem Innovationsdruck wie z.B. die klimatische Hülle. Der Verbund von modernen Wohneinheiten und einer bewehrten Trägerstruktur könnte einen durchaus verlängerten Lebenszyklus bedeuten und sich somit positiv auf die Bilanz auswirken – vor allem wenn man die gewonnene und geschützte Freifläche miteinbezieht.

Der Umgang mit dem ehemaligen denkmalgeschützten Diesterweggymnasium entfremdet den Phänotypen des Bauwerks indiskutabel drastisch von seinem bisherigen Erscheinungsbild. Dabei leibt die DNA jedoch erhalten. Neben der Weiternutzung der Primär- und Sekundärstruktur sind auch charakteristische äußerliche Merkmale gut erkennbar. Zum einen unverändert belassen, zum anderen integriert. Da Adaptation beim ursprünglichen Gebäude eine wesentliche Rolle spielte, ist auch der Geist dessen teilweise in die veränderten Anforderungen übersetzt. Somit sorgt der Entwurf für den Fortbestand des Denkens in neuer Form.

Im Rahmen der urban und sozial homogenisierten Verdichtung stellt der Entwurf eine innovative Perspektive zur Schaffung von Wohnraum und zur Umnutzung von Nichtwohngebäuden dar. Er begegnet den restriktiv geprägten Maßnahmen der vergangenen Dekade zur Bewältigung der Klimakrise mit einem zukunftsorientierten Ansatz, der neben einem bewussten Umgang mit Ressourcen auch gesellschaftliche Verantwortung übernimmt.

Seiten: 1 2 3 4 5 6